Sonntag, 15. Mai 2011

Der Geburtstag von Nauta

Am Ostersonntag kam die Nachricht, die Lampen sind aus dem Zoll frei und mit dem Boot auf dem Weg nach Nauta. Da ich ohnehin nach Iquitos wollte war es praktisch und nach einem Tag in Iquitos mache ich mich mit einem Freund auf nach Nauta um die Kisten entgegenzunehmen. Wir fahren mit dem „collectivo“, ein kleiner, umgebauter Sprinter, denn die Taxigesellschaft hat plötzlich um 50% aufgeschlagen. Zu 20. Sitzen wir auf den engen Reihen. Ich als großer „Gringo“ passe gar nicht in die Sitze und darf am Gang platznehmen, damit ich meine Beine irgendwohin stecken kann. Bis die Fahrt losgeht vergehen Ewigkeiten, ständig heißt es ja, sofort, gleich oder ein kleiner Moment noch! Es ist tierisch heiß und wind oder frische Luft gibt es keine im vollen Auto. Dann soll es endlich losgehen, doch das Auto Streikt: der Fahrer hat seinen Führerschein wohl „bei Lotto gewonnen“ er kann keinen Gang einlegen, ein anderer hilft ihm mit der Schaltung und mit viel „zähne putzen“ geht der Gang schließlich rein und die Fahrt los. Als sich das Spiel an der nächsten Ampel wiederholt, sind einige Passagiere so verärgert, dass sie einfach aussteigen. Dabei fällt jedoch die Schiebtür aus den Angeln und kippt auf die Straße. Auch auf der weiteren Fahrt geht die Türe immer wieder von alleine auf, ich bin froh, dass ich weiter hinten sitze. Auf einmal werden wir von allen Seiten gerufen und angehupt Grund ist ein Platter Reifen. Doch anstatt ihn zu wechseln fahren wir bei jeder Tankstelle raus und pumpen ihn kurz wieder auf. Doch als wir das Stadtgebiet verlassen haben gibt es keine Tankstellen mehr für die nächsten 100Km. Mit viel Geklapper und sehr langsam kommen wir erst in der Nacht in Nauta an.
Doch die Lampen lassen noch ein bisschen auf sich warten, keinen Grund zur Aufregung! Langweilen muss ich mich zum Glück auch nicht. Es gibt ein Fest zu feiern, den 181 Geburtstag der Stadt Nauta. Nauta ist wesentlich kleiner als Iquitos doch von den beiden Städten die ältere. Erst 30 Jahre später wurde Iquitos gegründet und hatte aufgrund seiner Lage am Amazonas bessere Handelsbedingungen und schnelleren wirtschaftlichen Wachstum. Den ganzen Tag über gab es Aktivitäten in der Stadt und als wir ankommen sind alle im Zentrum. Die Straßenverkäufer haben sich auf dem Platz versammelt und bieten Speisen, CDs und Kleider an. Auch viele Glücksspiele gibt es bei denen meist Kinder über den Tisch gezogen werden. Dann denke ich, ich traue meinen Augen nicht ein Boxring ist aufgestellt und im Ring stehen sich zwei kleine Mädels gegenüber und hauen sich die Köpfe ein. Viele Zuschauer stehen drum herum und lachen sich kaputt, wenn ein Mädchen einen Treffer „auf die 12“ kassiert. Zum Glück ist niemand was passiert und es gab einen Sieg nach Punkten. Später ging das Fest bei einem Konzert weiter. Die Gruppe heißt „Explosion“ und ist von der Art her sehr ähnlich wie „Illucion“, einige Lieder sind sogar identisch, doch die Hauptsache ist ja, dass es Spaß macht! Bis um 3:00 waren wir am Tanzen und das Konzert war bis dahin noch nicht zu Ende. Es ist beeindruckend, wie ausdauernd die Band spielt, um 21:00 fing das Konzert an und 6 Stunden später ist noch immer kein Ende in Sicht.
Der nächste Morgen ist schon um 8:00 wahnsinnig heiß und ich sehe von meinem Hostal ein großes Militärschiff im Hafen, Grund dafür ist eine Parade im Stadtzentrum. Doch nicht nur Soldaten in Uniform stehen in der prallen Sonne, die Schüler jeder Schule in der Stadt müssen in ihrer eigenen Uniform antreten und in einer Formation über den Platz laufen Eine Kapelle spielt Musik und die vielen Eisverkäufer machen bei der Hitze ein Schnäppchen!
Am Mittag desselben Tages erfahre ich, dass die Lampen wohl doch nicht so plötzlich kommen wie es auf einmal hieß, die Weltweit bekannte Transportgesellschaft deren Name ich lieber nicht nenne, (nachher kommen die Lampen aus Protest gar nicht mehr!) hat spontan die Reiseroute geändert, die Fracht soll jetzt mit dem Flugzeug kommen und zwar nach Iquitos. Das kann jedoch noch ein bisschen dauern, bis ein Flugzeug mit genug Kapazität vorhanden ist… Peruanische Zeitverhältnisse!


Kids beim Boxen

Glücksspiel und feiern auf dem Platz

La calle

Die Band



Der einzige "gringo" auf dem Fest

Blick vom Hostal auf Maranjon und Marine:-)

Schulklasse bei der Parade

Soldatan in der prallen Sonne

Die Parade

 
Eine klassische Schuluniform












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