Donnerstag, 27. Oktober 2011

Aguaje ernten:


Immer wenn ich in der Stadt bin, dann sehe ich an den Straßenecken Frauen, die gelbe, Zwetschgengroße, tannenzapfenähnliche Früchte aus einem Eimer Wasser holen und schälen. Die Frucht heißt Aguaje und ihr Geschmack eher unspektakulär. Außerdem hat sie kaum Fleisch, denn bereits nach wenigen Millimetern kommt der Kern zum Vorschein! Doch sie scheinen sie zu lieben, diese kleine Frucht, verarbeiten sie zu Eis, Säften, essen sie mit Salz oder einfach so.
Neulich hatte ich die Chance zu erfahren, wo diese einzigartige Frucht herkommt:
Im Garten des Hauses steht eine 12-15 Meter hohe Palme, eine Aguaje. Ganz oben, in der Krone hängen die Früchte in riesigen Trauben. Doch wie kann man sie jetzt ernten? Ein Junge kommt mit zwei Spanngurten und einem selbstgebauten Sitz. „à la Jugend Forscht“ schlingt er die beiden Gurte in zwei unterschiedlichen Höhen um den Baum und befestigt sie an seinem Sitz. Nun stützt er sich auf den unteren Gurt und verschiebt den oberen an dem glatten Stamm nach oben. Er verlagert das Gewicht auf den Oberen und zieht den unteren Gurt nach. Mit diesem Prinzip arbeitet er sich Stück für Stück nach oben in die Krone.
Nun schlägt er dort mit der Machete die gesamten Trauben ab, muss dabei aber aufpassen, dass er die Wespen, die sich ebenfalls dort eingenistet haben nicht ärgert und nach erfolgreicher arbeitet kommt er wieder nach unten.
Nun gibt sie also auch in San Martin, diese kleine gelbe besondere Frucht!













Mittwoch, 26. Oktober 2011

Schildkröten schlüpfen in San Martin


Auf diesen Moment habe ich Wochen gewartet!
Vor über drei Monaten hat eine Frauengruppe des Dorfes einen riesen Sandkasten gebaut. Grund ist nicht ein Spielplatz für ihre zahlreichen Kinder, nein sie betreuen ein Schildkröten-Aufzuchtprojekt.
Einmal im Jahr kommen die in diesem Gebiet lebenden Schildkröten an Land und legen ihre Eier in vorher gegrabene Löcher im Ufer Sand. Nach drei Monaten ca. schlüpfen dann die kleinen und laufen ins Wasser. Es gibt nur ein Problem: die Eier werden meist vor dem Schlüpfen gefunden, entweder von anderen Tieren oder Menschen und verspeist. Wenn sie nicht gefunden werden, ergibt sich ein nächstes Problem beim Schlüpfen: Vögel schnappen sich die kleinen Schildkröten, noch bevor sie ins Wasser gelangen und die paar wenige, die entkommen können werden im Wasser schon von Piranhas und anderen Fischen erwartet und sind leichte Beute. Man versteht, warum Schildkröten vom Aussterben bedroht sind!
Um den obengenannten Problemen vorzubeugen sammeln die Aktivisten die Eier ein und vergraben sie in dem Sandkasten in Nestern, in jedem ca. 25-30 Stück. Dort bleiben sie jetzt für 90 Tage vergraben – bis heute!
Als ich ankomme ist schon viel Hektik in und um den Sandkasten. Die Frauen graben vorsichtig mit den Fingern ein kleines Stückchen in den Sand. Dann auf einmal bewegt sich der Sand, ein winziges Köpfchen und zwei Schaufeln schauen zum ersten Mal in den Nachthimmel. Es gräbt weiter und ein kleiner, gefleckter Panzer kommt zum Vorschein. Ziemlich schnell macht sich die Kleine auf und davon. Alleine ist sie dabei nicht, denn es folgen bis zu 25 die ca. fünf cm. großen Geschwisterchen aus dem gleichen Nest. Lange dauert ihre Freiheit jedoch nicht an, eine „riesen Hand“ schnappt sie von oben und legt sie in eine große Tupperschüssel. Es ist wunderschön anzusehen, wie so viel leben entsteht, und wie Gruppen wie diese die Natur und das Leben dieser gefährdeten Schildkröten beschützten. Am Ende der Nacht haben es über 600 Schildkrötenbabys aus ihren Eiern geschafft! In drei Tagen werden sie Futter bekommen, in etwa 3 Wochen dann in die Freiheit entlassen. Dann werden sie Stark und schnell genug sein, um den Piranhas zu entkommen und können ihr Leben in Freiheit genießen. In 4-5 Jahren schon sind sie geschlechtsreif und können dann selbst ihre Eier in den Sand legen.
Noch immer werden hier jährlich hundert-tausende Schuldkröten gefangen und verspeist, und es fehlt an allen Ecken und Enden an Mitteln die Gebiete zu schützen und den Jägern Einhalt zu gebieten.


Die Schildkröte kommt aus dem Fluss...


...und legt ihre Eier in ein Loch im Sand


Schildkröte mit Schmetterling auf dem Kopf



639 sind es am Ende


Nicht alle sind geschlüpft, doch noch immer ein guter Schnitt



nach 3 tagen bekommen die Schildkröten Nahrung




Dienstag, 18. Oktober 2011

„Die Krönung der Miss Bosque“ oder: "Wie ich Patenonkel wurde!"


Die Woche des Waldes heißt eigentlich Woche des Frühlings, da es hier jedoch keine Jahreszeiten gibt hat man kurzerhand das Fest umgetauft. Das Colegio (die Schule) macht viele Aktionen zum Thema Umweltbewusstsein und Wald, so verkleiden sich z.B. die ganze schule, gestaltet Transparente und laufen dann mit Trommeln wie bei einer Demo durch das Dorf.
Als ich einige Tage später aufwache stehen 2 Leute von auswärts vor dem Haus. Sie sind aus Bolivar gekommen um mich einzuladen, die „Miss Wald“ zu krönen und ihr Pate zu werden. Eine große Ehre und ich weiß nicht, ob ich dem gerecht werden kann, schließlich weiß ich nicht, wie ich meiner Pflicht als Pate nachkommen kann, bzw. wie eine solche Zeremonie überhaupt abläuft.
Doch sie reden mir gut zu, so suche ich schließlich noch ein paar „Mitbringsel“ für das Dorf und die Reina (Königin) zusammen und dann mache ich mich mit den beiden auf den Weg.
Dort angekommen ziehen sich alle feierlich an, Krawatte und Hose, Schuhe und die Frauen tragen Kleider, ein mehr als ungewöhnlicher Anblick! Um 12:00 beginnt das Fest, der Bürgermeister spricht, danach der Schulrektor und schließlich bin ich an der Reihe, etwas zu sagen. Einige Worte des Danks, dann beschreibe ich, dass in dieser Zeit bei uns in Deutschland der Herbst beginnt und nicht der Frühling und dann beginnt schon die Zeremonie. Die Reinas (Königinnen) wurden von dem ganzen Dorf gewählt. Es gibt 2, eine aus dem Kindergarten (6 Jahre) und eine in der Grundschule (11 Jahre).
Auf einer Bühne sitzen sie in ihren Prinzessinnen-Kleidchen und sind mächtig stolz. Beide sind aus der gleichen Familie und somit soll ich der Pate von beiden werden. Einzeln kommen sie nach unten und ich lege erst das Band an auf dem „Miss Bosque“ steht an, ziehe ihr die Krone auf und gebe ihr eine Art Zepter in die Hand. Ich bin ziemlich aufgeregt, alle Augen im Raum sind auf mich gerichtet, ob ich auch alles richtig mache, doch es geht gut und dann beginnt ein Fest. Ich schenke den Königinnen eine Große Haribo tüte (ein Volltreffer!) und für die anderen gibt es Süßes und Kola. Es wird getanzt und zum Anlass des Festes gibt es im gesamten Dorf Strom und somit „Konservenmusik“! Der Vater der gekrönten, der voran mein „con padre“ ist, lädt mich zu einem großen Mittagessen ein, er hat extra eine Ente geschlachtet und es gibt zum ersten Mal seit Iquitos wieder Fleisch! Später helfe ich beim Mais pellen denn in diesen Wochen ist Mais-Erntezeit und gegen Abend machen wir uns schließlich wieder auf den Rückweg nach San Martin.



Kinderdemo durch das Dorf



Mit schön gestalteten Transparenten ziehen die Schüler durch das Dorf und machen auf Umwetlschutz aufmerksam

In der Gemeinde Bolivar


Bei der Krönung der "Miss Wald"


"Haribo macht Kinder froh..."



Dies sind die kleinen Königinnen des Kindergartens



Glodene Bären für die golden- glitzernde Prinzessin!

Ein glücklicher Patenonkel auf der Rückfahrt nach SMT




San Martin ruft wieder!

Jetzt bin ich also wieder hier, Etappe 2 in San Martin beginnt!
Es gibt kein großes hallo, natürlich erkundigen sich alle nach Ecuador und was ich so gemacht habe, doch nach einigen Tagen bereits ist wieder Normalität eingekehrt und es ist fast so, als ob ich nie weggewesen wäre. Die Kinder Spielen auf der Straße, die Väter gehen fischen, aus den Küchen qualmt Rauch und abends wird Erlebtes und Sagen in einen Topf geworfen und dann schaurig-interessante Geschichten erzählt, doch davon ein anderes  Mal. Ein paar Veränderungen gibt es doch, es gibt deutlich mehr Obst und Gemüse und so bringen die Kinder teilweise Riesige Wassermelonen und Gurken. Von den extrem vielen Schnaken ist auch nicht mehr viel zu merken und in der Nacht kann ich ruhiger schlafen, denn eine Hauskatze hält die Ratten fern, deren Kratzen beim Laufen über die Holzbalken mich oft Stundenlang wachgehalten hatten. Auch hier ist von dem riesigen Fluss nicht viel zu sehen, aus diesem Grund wir die Zeit als „Sommer “ bezeichnet. Da der Fluss so niedrig ist gibt es viel mehr Fische, die sich auf engem Raum tummeln. So kam es, dass bei man bei nur einem mal Netz auswerfen bis zu mehreren 100 Kg verschiedenster Fische aus dem Wasser zieht. Das halbe Dorf hilft dabei und nimmt sich dann eine große Schüssel Piranhas, „carachamas“ etc. mit nach Hause.
Mir wird außerdem erklärt, für was alte, durchgelaufenen Flip Flops noch gut sind: sie werden in kreise Geschnitten und dann als Schwimmer für die Fischernetzte genutzt – kreativ!
Einige Freunde von früher sind auch wieder da, 4 Tourismusstudenten die alle sehr gut Gitarre spielen freuen sich sehr darüber, dass ich wieder da bin und eine Gitarre mitgebracht habe. So bekomme ich von morgens bis abends kleine Konzerte und wir machen einen Liederaustausch, woraufhin ich immer ein „The answerer my friend, is blowing in the wind!“ zu hören bekomme.
Es gibt viel zu tun, denn ein Lieferdefekt der Solarpaneele muss gelöst werden.
Brot und klo!
Doch kaum habe ich mich wieder ein bisschen eingelebt gibt es schon wieder ein Ereignis...


Leyner, einer der Torismusstudenten

Das Netz

Netz mit Flip- Flop schwimmern







Piranhas lassen sich angeknabberte Fische schmecken!

Alte Flip Flpos



Cocos zum Frühstück

Wassermelonen im XXL Format

Gurke!