Mittwoch, 14. September 2011

Zurück nach Ecuador Teil II (von der Grenze bis nach Iquitos)

Noch immer hängen wir im Gewitter auf der Sandbank, nun ist jedoch die Stimmung weniger gelassen – Kinder weinen, Frauen schreien hysterisch herum und Männer regen sich lautstark darüber auf, wie es überhaupt zu dieser Situation kam. Doch das alles hilft nichts, wir stecken fest. Die Hoffnung beruht sich auf Hilfe vom nicht mehr weit entfernten Ziel Nueva Roquafuerte. Und richtig, unsere Licht SOS Meldungen wurden verstanden. Keine 30 Min später hält neben uns ein kleineres Boot mit nur wenig Tiefgang, das die Passagiere bis in die Stadt bringt. Kaum lade ich mein Gepäck in der einzigen Herberge ab, erfahre ich die nächste Schreckensnachricht: Das Transportboot (Lancha), das mich bis nach Iquitos bringen soll ist heute abgefahren und das nächste kommt erst in zwei bis drei Wochen. Was jetzt? Die Lösung bringt ein Mann, der mir sagt, ein amigo müsse am nächsten Morgen in Richtung Iquitos aufbrechen. Und tatsächlich, er kann mich bis nach Santa Clotilde mitnehmen, und von dort aus gäbe es dann andere Boote. Jetzt gab es nur noch ein Problem: Die Grenzbeamten. Den Ausreisestempel muss soll ich mir noch an diesem Tag holen, doch es ist schon nach 22:00 hat da nicht die Station schon geschlossen? Und was erwartet mich? Ich habe mal wieder Glück, ein einsamer junger Mann sitz vor seinem PC. Jetzt kommt der Moment der Wahrheit. Ich weiß, was ansteht und habe mich schon ein bisschen vorbereitet, 300 $ und Abschiebehaft wollte ich nicht einfach so hinnehmen. Ohne gefragt zu werden erzähle ich erneut, wie schön denn Ecuador sei und wo ich überall war und erlebt habe. Auf jede kleine Bemerkung gehe ich ein und versuche um jeden Preis die Aufmerksamkeit des Beamten auf mich zu lenken. Als er sich nur halbherzig mein Visum anschauen möchte, erzähle ich gerade von San Pedro Fest in Tabacundo und fange vor ihm an zu tanzen, wie man mir es dort beigebracht hatte. Ich denke, jetzt ist es gleich um mich geschehen, ich führe mich mehr als lächerlich auf und Tanze vor einem Grenzpolizisten hin und her, dessen Täglich Arbeit eigentlich Drogendealer aus Kolumbien sind. Doch ich war erfolgreich! Er muss lachen und steigt im mein Singsang mit ein. Ohne weiter nachzudenken holt er seinen Stempel heraus und ein „Klack“ später bin ich alle Sorgen los. Schnell weg und hoffen, möglichst schnell aus diesem Dorf wieder herauskommen.
Um 5:00 am nächsten Morgen ging es dann los Richtung Peru. In einem kleinen Dorf namens Pantoja bekomme ich meinen Einreisestempel von einer Grenzbeamtin, die ich ganz ofensichtlich geweckt habe denn sie kommt verschlafen im Schlafanzug und Pantoffeln aus dem Hinterzimmer. Ziemlich zügig geht es Flussabwärts und schnell wir hohlen die Lancha ein, die mir am Vortag entwischt ist. Mir wird erzählt, dass sie noch langsamer ist als sonst, denn auch sie sitzt ständig auf Sandbänken auf und braucht für die Strecke ca. 2 Wochen. Im Laufe des Tages sehe ich einige riesige Boote, die ebenfalls aufgelaufen waren, doch sich nicht befreien konnten und nun Monate warten müssen, bis das Wasser hoch genug ist, um wieder loszukommen. Am Abend desselben Tages komme ich in Santa Clotilde an. Eine kleine Gemeinde, die jedoch sehr Modern und vertrauenserweckend ist. Kaum ein Haus hat Wände, geschweige dem Türen und Schlösser, Diebe sucht man hier vergebens. In Santa, wie die einheimischen kurz sagen erfahre ich auch, dass am nächsten Morgen ein Schnellboot nach Iquitos aufbrechen soll und dass es in dem Dorf sogar Internet gäbe. Vor der Schule des Dorfes stehen hohe Antennen und riesen Stelliten Schüsseln. Innen sitz ein Mann vor einem sehr komplexen Gebilde, das wohl eine Art Steinzeitliche Schaltzentrale mit Funkeinrichtung darstellen soll. Er gibt unendlich viele Zahlenkolonnen in meinen Laptop ein, dann stellt er Frequenzen an seinem Rechner um und schließlich, ich glaube es kaum komme ich durch. Für 2 kleine Nachrichten reicht die Verbindung, dann bricht das Netz wieder zusammen, ein Wunder, dass es überhaupt funktioniert hat!
Am nächsten Morgen geht die Fahrt dann schon wieder weiter. Sehr verwunderlich, doch das Dorf hat eine tägliche Speed Boot Verbindung nach Mazan, eine Reise von ca. 5 Stunden. Es ist ein komisches Gefühl, nachdem ich bisher immer nur in sehr gemütlichen kleinen Booten gereist bin fliege ich nun mit 400 PS förmlich über das Wasser. In Mazan kann ganze 16 Stunden Schiffsfahrt in 30 Minuten mit dem Motocarro auf dem Landweg Land abkürzen (siehe Karte unten). Gleich darauf fährt mich ein weiteres Schnellboot, das letzte auf meiner Reise nach Iquitos.
Ich glaube es selbst kaum, doch nach gerade mal 3 Tagen Fahrt (vergleich: hinfahrt 12 Tage) lande ich wieder im altbekannten Motocarro brummenden Iquitos.

Sicht von der Ecuadorianischen Grenze

Mitilärbasis auf Peruanischer Seite

Das Wasser ist so flach, dass die Reiseboote (Lancha) auflaufen und nicht weiterkommen

Flussbewohner:



Sonnenaufgang,nur noch ein Tag bis nach Iquitos

Die Häuser hier haben kaum Wände oder Türen. Das Gefühl, hier könnten Diebe sein, liegt fern


Im Speedboot gehts halb fliegend nach Iquitos

Auf dem Weg sieht man viele trockengelegte Lanchas und Sandbänke

Angekommenin Iquitos


Reise von Quito nach Iquitos auf einer größeren Karte anzeigen

1 Kommentar: