Das kleine und so unscheinbare Städtchen Tabacundo zeigt sich mir von jetzt auf
gleich von einer ganz anderen Seite: in der Nacht des 21 Juni (Sommersonnenwende) beginnt hier das Fest des
heiligen Sankt Peters, la fiesta de San Pedro. Es gibt unzählige Tanzgruppen,
jede Familie packt alle zur Verfügung stehende Gitarren, Flöten und Trommeln aus.
Die Frauen ziehen sich tolle traditionellen Kleider an und einen Sommerhut. Die
Männer ein Hemd, auf dem der Name der Tanzgruppe gestickt ist und ein en sog.
Zamarro, eine Hose aus Lama Fell!
Am Abend vorher treffen wir uns bei den Nachbarn, um das große bevorstehenden
Fest vorzubereiten, wir backen gemeinsam Brot, kleine Brötchen, Empanadas, Schneckennudeln
und einige Brezeln dürfen natürlich auch nicht fehlen. Das ganze wurde dann im
Hauseigenen Holzofen gebacken. Im Zuge des Kneten und Backen werde ich viel
über Deutschland und vergleichbare traditionelle Feste ausgefragt und
schließlich hieß es, ob nicht Lust hätte, morgen bei ihrer Gruppe mitzutanzen,
eine große Ehre. Ich bekomme ebenfalls einen Zamarro und das passende Hemd.
So treffen wir uns am nächsten Abend, probieren die Hosen an und üben noch
einmal die Texte. Von weitem hört man schon Feuerwerksknallen, mit dem die
Leute auf die Straßen gerufen werden. Es ist ein großes Spektakel und so breche
ich schließlich mit ca. 60 Sängern, Spielern und Tänzern auf. Mir kommen zig Gruppen
entgegen und jede dieser Gruppen schafft es, die unzähligen Zuschauer an der Straßenseite
für einen Moment mit sich zu reißen. Wir beginnen unseren Umzug durch die
Straßen von Tabacundo und es gibt Tänzer soweit das Auge reicht. Am Straßenrand
liegt ab und zu ein alter Reifen, der in Flammen steht und die nötige Wärme für
die Wartenden aber auch jede Menge Ruß um sich seine Lunge mit den weniger
gesunden Plastikdämpfen zu verpesten spendet. Das fest ähnelt dem Karneval in Rio
de Janeiro und der Umzug scheint nie zu Enden. Nach Stunden kommen wir
schließlich mit mittlerweile recht schmerzenden Füßen an einem Platz mit
Tribüne an. Ein Filmteam zeichnet alle Gruppen tanzenderweise auf und überträgt
das Spektakel es auf einem Kanal live. Und schließlich, nach 10 Minuten Vortanzen,
zig Fotos und Cerveza- (Bier) Einladungen geht der Abend zu Ende und ich falle
müde und erschöpft ins Bett.
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