Donnerstag, 25. August 2011

Los Toros populares de Cayambe – Die berühmten Bullen aus Cayambe


So… jetzt wird es aber wieder Zeit, ich habe in den letzten Wochen viel erlebt und möchte davon berichten. Vielen Dank an alle fleißigen Leser und für die Rückfragen wann es denn weitergeht, das Warten hat ein Ende!

Das Fest San Pedro (Erklärung siehe: „la noche san Pedrina“) bedeutet nicht nur ein durch die Straßen tanzen, es gibt zig Events, die dieses Fest begleiten. Das wohl spektakulärste ist in Cayambe, nur ca. 20 Minuten von Tabacundo entfernt.
Dort hat man einen großen Marktplatz zu einer Stierkampfarena umfunktioniert. Einfache Holzkonstruktionen die auf Bambuspfählen stehen dienen als Arenaabgrenzung und Zuschauerrang. Um den Platz ist ein Geschiebe und Gedränge denn die kleingewachsenen Ecuadorianer versuchen entweder irgendwie einen Blick auf das Geschehen zu erhaschen oder bieten lautstark Empanadas, Zuckerwatte, Chips aus Schweinehaut oder Hühnchen mit Pommes an.
Wenn man es dann geschafft hat, die kleine Holzleiter auf die Tribüne hochzuklettern und einen Platz zu ergattern, wird man Zeuge eines großen Spektakels und einer sehr weit zurückreichenden Tradition. Von einer Seite schallt Trompetenmusik und der Kampfplatz ist anders als man es vielleicht erwarten würde, sehr voll.
Plötzlich geht ein kleines Tor auf und ein Schrei durch die Menge. Ein wildgewordener Stier rast planlos wie verrück über den Platz. Unter den Füßen spürt man förmlich das Beben der stampfenden Bestie. Man hört das Schnauben und kann die Wut aus den Augen lesen. Noch immer befinden sich viele Leute in der Arena. Die Verkäufe von Spielzeug und Popcorn gehen solange ungestört weiter, bis der Stier tatsächlich kommt. Dann versuchen sich alle so schnell wie möglich hinter die einigen am Rand aufgestellten Holzverkleidungen zu Flüchten- die Angst ist jedem ins Gesicht geschrieben.
Nicht ein Torero, sondern mindestens 50 versuchen die Aufmerksamkeit des Stiers mit Wedeln eines  roten Tuches, Pfeifen und Rufen auf sich zu lenken, um dem anrasenden Stier dann mit einer geschickten Bewegung aus dem Weg zu gehen. Anders wie man es vielleicht von Spanien kennt haben die Toreros keine Messer oder Waffen bei sich, mit denen sie den Stier verletzten könnten. Vor einigen Jahren gab es zu dem Thema eine Volksabstimmung und die Ecuadorianer haben sich gegen das Morden der Stiere entschieden – sehr vorbildlich!
Nach ca. 5 – 10 Minuten ist er dann „müde“ und ein Cowboy schmeißt geschickt ein riesen Lasso über den Stier. Mit vereinten Kräften wir dieser dann wieder aus der kleinen Öffnung gezogen und ein frischer Toro vorbereitet.
So gehen die Kämpfe dann über Stunden und von Zeit zu Zeit gibt es kleine Specials, zum Beispiel einen Stierreiter, der zum Festhalten nichts als ein um den Bauch des Stieres gespanntes Seil hat. Dieser rast dann von einer Seite zur anderen, bis in der ausschlagende abwirft. So gibt es verschiedene Disziplinen.
Am Ende des Tages gibt es dann viele Siegerehrungen, u.a. wird der längste Stierritt, der Torrero, in dessen Tuch am häufigsten gerannt wurde, aber auch der Bauer, dessen Bulle am längsten durchgehalten hat ausgezeichnet.
Unfälle habe ich bei dem gefährlichen „Sport“ zum Glück kaum welche gesehen, nur ab und an durften die mit Helmen versehenen Rote Kreuz Leute mal jemanden eine kleine Schnittwunde zunähen, wenn er nicht geschickt genug ausgewichen ist.


Das Stadion


Der Stier wird eingefangen (man achte auf den perfekten Lassokreis)



Flüchte wer kann!


 

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