So… jetzt wird es aber wieder Zeit, ich habe in den letzten Wochen viel erlebt und möchte davon berichten. Vielen Dank an alle fleißigen Leser und für die Rückfragen wann es denn weitergeht, das Warten hat ein Ende!
Das Fest San Pedro (Erklärung siehe: „la
noche san Pedrina“) bedeutet nicht nur ein durch die Straßen tanzen, es gibt
zig Events, die dieses Fest begleiten. Das wohl spektakulärste ist in Cayambe,
nur ca. 20 Minuten von Tabacundo entfernt.
Dort hat man einen großen Marktplatz zu
einer Stierkampfarena umfunktioniert. Einfache Holzkonstruktionen die auf
Bambuspfählen stehen dienen als Arenaabgrenzung und Zuschauerrang. Um den Platz
ist ein Geschiebe und Gedränge denn die kleingewachsenen Ecuadorianer versuchen
entweder irgendwie einen Blick auf das Geschehen zu erhaschen oder bieten
lautstark Empanadas, Zuckerwatte, Chips aus Schweinehaut oder Hühnchen mit
Pommes an.
Wenn man es dann geschafft hat, die kleine
Holzleiter auf die Tribüne hochzuklettern und einen Platz zu ergattern, wird
man Zeuge eines großen Spektakels und einer sehr weit zurückreichenden
Tradition. Von einer Seite schallt Trompetenmusik und der Kampfplatz ist anders
als man es vielleicht erwarten würde, sehr voll.
Plötzlich geht ein kleines Tor auf und ein
Schrei durch die Menge. Ein wildgewordener Stier rast planlos wie verrück über
den Platz. Unter den Füßen spürt man förmlich das Beben der stampfenden Bestie.
Man hört das Schnauben und kann die Wut aus den Augen lesen. Noch immer
befinden sich viele Leute in der Arena. Die Verkäufe von Spielzeug und Popcorn
gehen solange ungestört weiter, bis der Stier tatsächlich kommt. Dann versuchen
sich alle so schnell wie möglich hinter die einigen am Rand aufgestellten Holzverkleidungen
zu Flüchten- die Angst ist jedem ins Gesicht geschrieben.
Nicht ein Torero, sondern mindestens 50
versuchen die Aufmerksamkeit des Stiers mit Wedeln eines roten Tuches, Pfeifen und Rufen auf sich zu
lenken, um dem anrasenden Stier dann mit einer geschickten Bewegung aus dem Weg
zu gehen. Anders wie man es vielleicht von Spanien kennt haben die Toreros
keine Messer oder Waffen bei sich, mit denen sie den Stier verletzten könnten.
Vor einigen Jahren gab es zu dem Thema eine Volksabstimmung und die
Ecuadorianer haben sich gegen das Morden der Stiere entschieden – sehr
vorbildlich!
Nach ca. 5 – 10 Minuten ist er dann „müde“
und ein Cowboy schmeißt geschickt ein riesen Lasso über den Stier. Mit
vereinten Kräften wir dieser dann wieder aus der kleinen Öffnung gezogen und
ein frischer Toro vorbereitet.
So gehen die Kämpfe dann über Stunden und
von Zeit zu Zeit gibt es kleine Specials, zum Beispiel einen Stierreiter, der
zum Festhalten nichts als ein um den Bauch des Stieres gespanntes Seil hat.
Dieser rast dann von einer Seite zur anderen, bis in der ausschlagende abwirft.
So gibt es verschiedene Disziplinen.
Am Ende des Tages gibt es dann viele Siegerehrungen,
u.a. wird der längste Stierritt, der Torrero, in dessen Tuch am häufigsten gerannt
wurde, aber auch der Bauer, dessen Bulle am längsten durchgehalten hat
ausgezeichnet.
Unfälle habe ich bei dem gefährlichen
„Sport“ zum Glück kaum welche gesehen, nur ab und an durften die mit Helmen
versehenen Rote Kreuz Leute mal jemanden eine kleine Schnittwunde zunähen, wenn
er nicht geschickt genug ausgewichen ist.
Das Stadion |
Der Stier wird eingefangen (man achte auf den perfekten Lassokreis) |
Flüchte wer kann! |
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