Sonntag, 13. März 2011

Karneval in San Martin und Boliva







Affenteufel

Teufel1
Karnevaltanzen in Boliva
Junge mit schlammhänden
Die Palme wird geschmückt
Kinder beim "Einmatschen"
Palmenschmuck
Die Palme wird aufgestellt
"Paartanz" in San Martin
Eingefärbter Mann
Kinder beim Karnevalspielen
Teufel aus Boliva
Ich nach dem Schlammtanzen
Die Achiote (Färbende Frucht bei Karneval)
Die Band spielt auf traditionellen Trommeln und einer Plastikrohrflöte
Band in Boliva

Karneval in SMT:
Die Zeit in der ich hier angekommen bin ist eine besondere. Ich werde Zeuge einer sehr alten und ausgiebig gefeierten Tradition: Das Fest des Karnevals!
Es geht zwei Tage lang. Am ersten Tag wird eine Große gefällte Palme Geschmückt und mit allerlei Dingen wie z.B. Kleider oder Tupperware behangen. Diese wird dann ähnlich wie ein Maibaum auf dem „Dorfplatz“ aufgestellt. Alle Tanzen um die Palme und sind fröhlich! Lara hat mir geraten, keine sauberen Dinge anzuziehen. Ich trage meine  in Iquitos gekaufte Badehose und ein dreckiges T-Shirt, zum Glück! Die Kinder im Dorf haben nämlich die Tradition, sich an Karneval mit Schlamm und Farbe einzuschmieren. Eimerweise gießen sie sich den Schlamm über den Kopf. Farbe bekommt man im Dorfladen oder wie ich, Naturfarbe einer Frucht namens „achiote“. Diese wächst hoch oben auf vielen Bäumen. Mit einem Kanu fahre ich an das Ende des Dorfes und pflücke mir einige dieser „teuflisch“ roten Frucht. Eines haben alle Farben gemeinsam: Sie gehen nirgends mehr heraus. Bei diesem Spiel des Karnevals geht es darum, das Gesicht der Mitspieler einzufärben. Bei Erfolg sollte man schnell möglichst ins Wasser und sie sich versuchen, wieder herauszuwaschen, bevor sie eingezogen ist. Ich als „gringo“ bin ein besonders beliebtes Ziel. Es macht sehr viel Spaß. Die erwachsenen tanzen im Haus und die Kapelle, bestehend aus drei Trommlern und einem Flötenspieler begleitet sie. Die Flöte besteht übrigens aus einem alten Plastikrohr mit Löchern drin- Kreativ! Am Nachmittag ist erst einmal Pause, bevor es am Abend dann richtig losgehen wird. Ich nutze diese Zeit und versuche mir Schlamm und Farbe aus Haaren und Ohren zu waschen. Um 20:00Uhr trifft man sich im Gemeindehaus, das heißt so gegen 21:30Uhr! Ein Generator brummt, vier Lampen flackern vor sich hin und aus einer Stereoanlage dröhnen in voller Lautstärke Partylieder aus Peru. Die Leute Tanzen und Trinken „Masate“,  ein selbstgebrauter Drink. Zum Glück weiß ich, wie er hergestellt wird und versuche, so oft es geht höflich abzulehnen. Die Frauen des Dorfes treffen sich 3 Tage vor dem Fest und zerkauen „Yuka“, die Wurzel eines kleinen Baumes. Diese wird hier für sehr viele Dinge benutzt, vom Drink bis hin zum Back Mehl, doch die Herstellung des Mehles werde ich ein anderes Mal erklären. Der gematschte Yukabrei wird dan in ein einen Behälter gespuckt, in dem er für die nächsten 3 Tage gären wird. Das Ergebnis nennt sich dann Masate und wird bei dieser – und anderen Festlichkeiten umsonst angeboten. Fast das ganze Dorf ist versammelt, Frauen und Männer, Alt und Jung, Stillende Mütter, kleine Kinder, die auf dem harten Boden liegen jedoch von der Musik unbeeindruckt tief und fest schlafen. Es ist interessant zu erfahren, wie die Leute hier Tanzen: Es gibt nur Zwei verschiedene Tänze, einen Gruppentanz und einen Paartanz. Beim Gruppentanz hakt sich die Partnerin bei einem ein, und man Tanzt gemeinsam im Kreis. Die Frauen haben eine Tüte Yuka Mehl bei sich. Damit „Mehlen“ sie die Männer wieder weiß. Den Dreck und die „schweren Lasten“, die man sich vorher aufgeladen hat wird Symbolisch wieder reingewaschen. Bei dem Paartanz gibt es drei Regeln. Eine Tanzrunde läuft wie folgt ab: Das Lied beginnt, die Stehen auf und Fordern eine Frau auf, mit ihm zu tanzen, andersherum geht es gar nicht! Sie willigt ein, Regel 1: Berühre deinen Tanzpartner niemals, halte einen Abstand von 1-2 Metern. Es macht nichts, wenn andere Tänzer zwischen einem stehen, oder man diese anrempelt. Regel 2: Schaue deinen Tanzpartner Niemals an, besonders nicht ins Gesicht! Man kann andere Paare beobachten, sich mit Sitzenden unterhalten oder einen ordentlichen Schluck Masate nehmen, doch nicht mit dem Partner in Kontakt treten. Diese Regel wenden selbst Paare und Verheiratete an. Regel 3: tanze niemals wild oder auffällig. Ein leichtes „fingerschnippen“ und Ausfallschritt nach rechts bzw. links reicht völlig aus! Am Ende des Liedes setzen sich alle wieder hin und das „Spiel“ geht von vorne los!
Kurz vor Mitternacht stehen alle Kinder an der Türe, sie erwarten etwas. Dann rennen sie auf einmal schreiend zu ihren Eltern, denn eine Gruppe von als Teufel verkleideten Männern tritt ein. Sie tragen Pappmasken und haben sich über Lumpenkleider Bananenblätter gehängt. Alle verschwinden von der Tanzfläche. Die Teufel drehen eine Runde, bevor sie humpelnd versuchen Tanzpartner zu bekommen. Doch: wer mit dem Teufel tanzt ist für 12 Jahre verflucht und muss in diesem Zeitraum selbst als Teufel auf dem Karneval erscheinen. Um 02:00 wiederholt sich das „Teufelgetanze“, doch dann sind die bösen Geister und Teufel vertrieben und alle gehen so um 3:30 ins Bett.
Man muss sich einmal vorstellen, wie spät das für die hiesigen Verhältnisse ist, normalerweise stehen die Leute hier mit der Sonne auf und gehen auch nicht viel später als der Sonnenuntergang wieder ins Bett.
Am nächsten Tag geht das Schlammfest weiter, heute jedoch sind die erwachsenen am Zug. Ich habe eine Einladung in ein anderes Dorf, die ich nicht ausschlagen möchte. Die Gemeinde heißt Bolivar und ist im Vergleich zu SMT deutlich kleiner. Doch auch hier ist eine Palme aufgestellt und es wird kräftig gefeiert.  Nach einigen Stunden geht die Fahrt wieder zurück. In SMT geht dann das Fest zu Ende. Alle, egal ob jung oder alt tanzen um die Palme. Eine Person Wurde ausgewählt, die Palme zu fällen. Es ist eine große Ehre, jedoch mit Konsequenzen, denn der glückliche darf im nächsten Jahr das Fest gestalten und auch finanzieren. Am Himmel, der den ganzen Tag nur leicht bewölkt war, zieht ein riesiges Unwetter auf und es wird richtig dunkel! Mit einem Hammergroßen Beil wird von allen Seiten, wie ein Biber auf die Palme eingeschlagen- bis sie bricht. Alle stürzen auf die Palme und reißen sich eine Tupperschüssel, ein Tuch o.ä. ab. Es Fängt an aus allen Kübeln zu gießen. Alle sind glücklich und gehen nach Hause. Das letzte Aufbäumen der bösen Wintergeister wird bald vorbei sein.

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