Montag, 25. Juli 2011

San Pedro: La noche San Pedrina


Das kleine und so unscheinbare Städtchen Tabacundo zeigt sich mir von jetzt auf gleich von einer ganz anderen Seite: in der Nacht des 21 Juni  (Sommersonnenwende) beginnt hier das Fest des heiligen Sankt Peters, la fiesta de San Pedro. Es gibt unzählige Tanzgruppen, jede Familie packt alle zur Verfügung stehende Gitarren, Flöten und Trommeln aus. Die Frauen ziehen sich tolle traditionellen Kleider an und einen Sommerhut. Die Männer ein Hemd, auf dem der Name der Tanzgruppe gestickt ist und ein en sog. Zamarro, eine Hose aus Lama Fell!
Am Abend vorher treffen wir uns bei den Nachbarn, um das große bevorstehenden Fest vorzubereiten, wir backen gemeinsam Brot, kleine Brötchen, Empanadas, Schneckennudeln und einige Brezeln dürfen natürlich auch nicht fehlen. Das ganze wurde dann im Hauseigenen Holzofen gebacken. Im Zuge des Kneten und Backen werde ich viel über Deutschland und vergleichbare traditionelle Feste ausgefragt und schließlich hieß es, ob nicht Lust hätte, morgen bei ihrer Gruppe mitzutanzen, eine große Ehre. Ich bekomme ebenfalls einen Zamarro und das passende Hemd.
So treffen wir uns am nächsten Abend, probieren die Hosen an und üben noch einmal die Texte. Von weitem hört man schon Feuerwerksknallen, mit dem die Leute auf die Straßen gerufen werden. Es ist ein großes Spektakel und so breche ich schließlich mit ca. 60 Sängern, Spielern und Tänzern auf. Mir kommen zig Gruppen entgegen und jede dieser Gruppen schafft es, die unzähligen Zuschauer an der Straßenseite für einen Moment mit sich zu reißen. Wir beginnen unseren Umzug durch die Straßen von Tabacundo und es gibt Tänzer soweit das Auge reicht. Am Straßenrand liegt ab und zu ein alter Reifen, der in Flammen steht und die nötige Wärme für die Wartenden aber auch jede Menge Ruß um sich seine Lunge mit den weniger gesunden Plastikdämpfen zu verpesten spendet. Das fest ähnelt dem Karneval in Rio de Janeiro und der Umzug scheint nie zu Enden. Nach Stunden kommen wir schließlich mit mittlerweile recht schmerzenden Füßen an einem Platz mit Tribüne an. Ein Filmteam zeichnet alle Gruppen tanzenderweise auf und überträgt das Spektakel es auf einem Kanal live. Und schließlich, nach 10 Minuten Vortanzen, zig Fotos und Cerveza- (Bier) Einladungen geht der Abend zu Ende und ich falle müde und erschöpft ins Bett.
Brezelbacken


wenn sich die Brötchen gut vom Blech ablösen, sind sie durch!

die Ausrüstung zum San Pedro tanzen


Tanzen in den Straßen von Tabacundo



Die Kleidertracht der Frauen

ein guter Freund, Peluche = Kuscheltier wie er genannt wird

Die Teuflische Frau verwandelt mich kurzerhand in den Teufel höchst persönlich!


Eine doppelte Gitarre ist genial!

Freitag, 22. Juli 2011

Courso de Verano, Sommerkurs!


Nach all den Rosen wird es schnell ernst, der Sommerkurs mit den 26 Patenkindern meiner Organisation steht an. Der Plan ist, einen dreiwöchigen Kurs mit 5 Stunden Unterricht täglich zu geben. Ich will Englisch und den Umgang mit einem PC beibringen. Die Räumlichkeiten dazu stellt das colegio (die Schule) zur Verfügung. Damit die restlichen Schüler nicht auf Patenkinder neidisch werden will ich auch für sie einen Kurs von 2 Stunden täglich anbieten. Ich überlege mir ein bisschen die Themen, die ich behandeln will und gehe dann durch die Klassen um den Kurs vorzustellen. Dabei erlebe ich einige Unterschiede zu den deutschen Schule: Die Schüler haben alle eine einheitliche Uniform und sitzen an sehr kleinen Einzel Tischen, an denen je ein Stuhl befestigt ist. Als ich klopfe und die Klasse betrete stehen alle Schüler auf, salutieren und begrüßen mich im Chor, sehr ungewohnte Disziplin und ich fühle mich ein wenig unwohl dabei. Das Kursangebot findet viel Zustimmung und so muss ich ein Limit von 30 Schülern für den Sommerkurs setzten. Ebenfalls neu für mich ist, dass es in der Schule drei „Schichten“ gibt, der Unterricht fängt je nach Belieben morgens, mittags oder abends an. Den höchsten Schulabschluss erhält man hier in der Regel mit 16 Jahren, doch viele müssen ihre schulische Kariere unterbrechen, zum Beispiel um zu arbeiten und so sitzen in einigen Klassen Schüler mit 26 Jahren zwischen all den jüngeren Kids.
Ich bin ziemlich nervös an meinem ersten Tag, denn es ist für mich das erste Mal, als Lehrer zu unterrichten. Dazu kommt, dass die Klassen sehr groß sind und das Niveau der Schüler aufgrund des Altersunterschiedes zwischen 13 und 26 Jahren sehr schwankt.
Doch ich werde sehr positiv überrascht, die Kids sind alle sehr nett, erscheinen regelmäßig und kommen auch kaum auf die Idee, sich gegenseitig abzulenken. So verstreicht erst der erste Tag, dann die erste Woche und dann ist schon der Kurs wieder vorbei. Zum Abschluss gibt’s noch einen englischen Film mit Chips und Cola und obendrauf ein Zertifikat!
Wir hatten alle eine tolle Zeit, die Patenkinder haben viel Englisch und den Umgang mit dem Office-paket von Microsoft gelernt und auch ich habe einiges über das Unterrichten und Ecuadorianische Gewohnheiten an Schulen gelernt.
Wenn ihr jetzt glaubt, dass das alles ist, was ich in diesen 4 Wochen in Tabacundo gemacht und erlebt habe- weit gefehlt, wartet auf die nächsten Einträge!
Der Haupteingang, wie man sieht, ist Englischunterricht dringrnd nötig

Die Schule

"Elternabend"

my desk

Fleißige kids

Ein Tourist kommt, erstelle einen Dialog und zeige ihm deine Stadt!

Chips und film zum Abschied!
Powerpoint üben


Dienstag, 19. Juli 2011

Rosen, Rosen, Rosen

Die Landschaft zieht an mir vorbei. Es wird ländlicher, Quito liegt hinter mir und die Landschaft immer karger. Der Bus schlängelt sich durch die erstaunlich gut ausgebauten Bergstraßen und fährt konstant nach oben. Als ich in Tabacundo ankomme, fallen mir als erstes riesige Gewächshäuser auf. Es ist, als ob ganz Tabacundo ein großes Gewächshaus ist. Und das nicht ohne Grund: Tabacundo, eine kleine nette Stadt ist die größte Rosenexportierende Stadt Ecuadors. Dies liegt an seiner günstigen Lage: Nah am Äquator = starke Sonne, noch höher als Quito, eine gute Verkehrsanbindung und günstige Arbeitskräfte. So bin ich also hier in einem großen Rosenmeer und wenn ich durch die Stadt laufe, dann ist es nichts ungewöhnliches, wenn ein großer Truck bis obenhin mit frischgeschnittenen Rosen beladen am Straßenrand steht!
In den insgesamt vier Wochen, in denen ich hier in Tabacundo bin wohne ich bei einer sehr netten Familie. Sie haben zwei Kinder, 13 und zwei Jahre und leben in einem kleinen Haus, das sich noch mitten im Bau befindet (Putz, Fußboden, Türen, der zweite Stock, etc.) Wenn man in den Garten geht, so wird man dort mit 10 Hunden bekannt, acht Berner Diner Welpen und ihre Riesen Eltern. Wenn man dann noch Glück hat, dann hat man eine freie Sicht auf den Cotopaxi mit seiner Sahnehaube.
Der Vater, Luis hat früher als Lehrer in der Schule von Tabacundo gearbeitet, doch vor 2 Jahren das Handtuch geschmissen, hat sein gespartes zusammengekratzt und einen Kredit aufgenommen um etwas ganz anderes zu machen:
Eine Rosenfarm eröffnen!
Auf einer Fläche von einem Hektar steht nun eine weitere dieser riesigen Gewächshäuser in Tabacundo.
Als ich an der Farm ankomme, werde ich schier erschlagen vor lauter Rosen. Rosen Rosen Rosen. In allen Farben, Formen und Längen. Die Rosen wachsen in Reihen, schön sortiert nach Typ und Farbe. Die Sonne scheint und es ist gut warm in unter dem Foliendach. Als ich so durch diese Halle laufe fällt mir auf, dass es mal heller und mal schattiger ist. Wie mir Luis erklärt liegt dies an der Art der Folie. Jede Rose, entfaltet ihre Farbe bei einer bestimmten Farbe besonders gut! So brauchen sogar manche Rosen so viel Sonne, dass die äußeren Blätter verbrennen und man sie später „schälen“ muss. Die Bewässerung erfolgt automatisch und täglich laufen 15 Arbeiter durch die Reihen und schneiden ca. 1500-2000 ausgewachsene Rosen. Diese werden dann in einem Anbau weiter verarbeitet. Dort werde die Rosen einzeln entdornt, ungewollte Zweige entfernt und nach länge sortiert. Bis zu 24 Rosen werden zusammen in einen Kartongepackt und dann in einem Kühlhaus gelagert. Es werden 8 verschiedene Arten verkauft. Vor einem Computer sitzt ein junger Mann und scheint seine Arbeitszeit mit chatten zu verbringen. Doch als ich genauer hinsehe, bekommt er Bestellungen über die Chatrooms. Die Rosen werden dann in die ganze Welt exportiert. Die besten Abnehmer seien Russen, doch auch die Europäer z.B. Italien und Spanien seinen gute Käufer. Probleme, die Rosen loszuwerden hat Luis jedenfalls keine! Als ich frage, wie es denn z.B. möglich ist, mit Russland zu kommunizieren, sagt er schlicht: „Google Übersetzer“. So verkauft Luis also seine Rosen in alle Herrenländer, denkt daran zu expandieren, seinen derzeitigen Bestand von 60-70 Tausend Rosen auf über 100.000 aufzustocken. Wenn es so weitergeht seinen Kredit in 2 Jahren abgearbeitet.
Ich habe großen Respekt von Luis, zum einen, dass er sich auf diesen unsicheren Markt gewagt hat und zum anderen, dass er es geschafft hat, dort dann so gut Fuß zu fassen, wo doch hier alles in den Händen der großen, ausländischen Firmen ist.
Die Firma nennt sich SEDAFY (eine Zusammensetzung aus den Namen der Familie).
Bei Interesse einer Zusammenarbeit kann man sich unter der Folgenden Anschrift oder direkt bei mir melden!


E-Mail
sedafy_floral@hotmail.com
Telefon
+59322366736

Mit diesen Eindrücken fange ich jetzt meine Arbeit in der Schule an, doch was ich da genau mache in einem anderen Eintrag.
Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass es für Luis und seine Farm so gut weitergeht, dass er sich im Umgang mit seinen Arbeitern an die Zeit erinnert, als er selbst Rosen geschnitten hat und das er bei all dem Höhenflug den Boden unter den Füßen nicht verliert.

Die Farm


Die Tüten schützen die Rosen, bis sie groß genug sind
Die Grobe Vorberarbeitung
Der Boden ähnelt dem einer Hochzeit, in dem Gestell werden die Rosen nach länge sortiert
David vor den noch zu bearbeitenden Rosen
Rosen Rosen Rosen!
Luis beim Rosen entdornen
Immer 6-8 Rosen werden in 2-3 Etagen zusammengepackt
Noch ein Schild mit dem Namen angebracht und schnell ins Kühlhaus
Diese Ladung geht noch heute nach Moskau raus!
Rosen bei der Verarbeitung, die Farben sind einfach nur Prachtvoll!
und ab zum Flughafen!

Donnerstag, 7. Juli 2011

Einladung zu den heißen Quellen von Papallacta!


Als ich auf dem Ausflug nach Otavalo war habe ich mich ein bisschen mit den Mitreisenden angefreundet! So kam es, dass ich bei unserer Rückkehr in Quito von einer Puerto Ricanerin, die ihre Freien in Ecuador verbringt und ihrer Oma zum Essen eingeladen wurde. Wir unterhielten uns lange über "Gott und die Welt" und schließlich wurde ich gefragt, ob ich sie nicht einmal bei ihnen Zuhause besuchen wolle! Am nächsten Wochenende fuhr ich also nach "Cumba ya", ca. 30 Min von Quito entfernt. Die Oma lebt in einem schönen Haus in einer netten Gemeinde und kochen kann sie auch sehr lecker, mit Avocados und Zitronen frisch aus dem eigenen Garten. Am Nachmittag fahren wir bei strahlendem Sonnenschein in einen Park in Quito und gehen anschließend in ein Reptilienhaus, in dem ich einer riesigen Schlange näher komme, als es mir in der Natur lieb wäre.
Am nächsten Morgen werde
ich in aller Frühe aus den Federn geworfen, denn die Großmutter möchte uns zu einem Ausflug nach Papallacta mitnehmen. Nach 3 Stunden kommen wir in einer von hohen Vulkanen umgebenen Gemeinde an. Es ist, als befänden wir uns mitten in einem rieigen Krater. Papallacta ist für eine Sache besonders berühmt, die heißen Quellen. Aus den Tiefen der aktiven Vulkanen Strömt heißes, fast kochendes Wasser an die Erdoberflache. Dieses Wasser wird dann in natürlich angelegten Schwimmbecken aufgefangen. Das Wasser ist mit allen nur erdenklichen Mineralien versetzt und das Schwimmen hat ein ganz besonderes Flair!
Das es draußen eisig kalt ist und immer wieder in Strömen regnet tut der Stimmung keinen ab und ich bin einfach glücklich, dass ich immer wieder so freundliche und hilfsbereite Menschen treffe!
Wenn man es vor lauter Hitze kaum noch im Wasser aushält, dann kann man in einen Gebirgsbach springen, der von noch weiter oben Schmelzwasser bringt.
Am Nachmittag geht zurück und es klart auf, so dass wir einen wunderschönen Nachmittag im Garten verbringen können.
Als es Abend wird möchte ich mich auf den Heimweg nach Quito machen, doch es gibt ein Problem: Es fahren keine Busse mehr. Ich denke, kein Problem, dann eben mit dem Taxi, doch da heute Vatertag ist fährt auch nicht ein Taxi mehr. Also muss ich noch einmal übernachten, was soweit kein Problem ist, doch am nächsten Morgen muss ich schon aus Quito abreisen. Die nächste Etappe steht an: Tabacundo.
Ich muss am nächsten Morgen aus meiner Wohnung raus und habe noch nicht gepackt. Außerdem will ich am Vormittag einen ehemaligen Freiwilligen von Pro Vita Andina treffen, Lukas. Er wird mich begleiten und ein bisschen in die Arbeit einweisen, mich mit den Leuten bekannt machen.
Um es kurz zu machen, es hat alles irgendwie geklappt und schließlich sitzen wir gemeinsam im Bus, reden über unsere Erfahrungen als Freiwillige, schauen in die Landschaft und ich erwarte einen neuen Abschnitt meines Ecuadoraufenthaltes.
Gabriela aus Puerto Rico

im Reptilienhaus




In Papallacta



Die liebe Großmutter, die mich eingeladen hat




zwischen den Vulkanen

Am nachmittag im Garten